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Tourenberichte, Gedanken und anderes sentimentales Gefasel

Hüttentour im Virgental: Tagesetappe 3

Eisseehütte über den Eissee zur Bonn-Matreier-Hütte


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Das Tolle an Hüttentouren ist, dass man zwar sehr früh wach wird, es aber keinen Grund gibt, länger liegenzubleiben. Manch einer würde das "zwar" streichen und beim erstenKomma einen Punkt setzen. Wir nicht. Deshalb werden wir zwar sehr früh wach, was aber nicht weiter schlimm ist. Mit Sicherheit wird das enge Zeitfenster, in dem man Frühstück bekommen könnte, ein Grund dafür sein, dass es uns aus dem Bett treibt. "Bett" ist ein gutes Stichwort. Auf der Eisseehütte haben wir zwar eines, das auch lang genug ist, um die Nacht darin zu verbringen, aber auch zu kurz, um länger als nötig darin liegenzubleiben.


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Das, die Geräusche der Mitmenschen am Morgen und die Vorfreude auf die kommende Tour sorgen dafür, dass man aufwacht und sofort aus dem Bett springt. Vielleicht ist es auch der Gedanke daran, bald wieder für sich zu sein. So schön es auch ist, auf der Hütte etwas Gesellschaft zu haben - man gewöhnt sich doch sehr schnell an die Ruhe auf den Wegen insbesondere in diesem Teil der Osttiroler Alpen. Volle Wanderwege gibt es hier selten.

Vor dem Frühstück hängen wir unsere Köpfe noch unter die Wasserhähne der Waschbecken der Hütte. Eine Dusche würden wir uns erst am Abend auf der Bonn-Matreier-Hütte gönnen, weshalb wir hier nur Katzenwäsche betreiben. Bei der Gelegenheit stellen wir beide fest, dass die Sonne des Vortages - vermutlich der Nachmittag auf der Hüttenterrasse - ihre Spuren hinterlassen hat. Wir sind sehr rot. Daran ändert auch das Wasser herzlich wenig, aber es ist immerhin eiskalt. Dadurch haben wir jetzt zwar Kopfschmerzen, aber die Haut brennt nicht nicht so sehr.

Wir verstauen unsere Hüttenschlafsäcke in unseren Rucksäcken und steigen mit unseren Hüttenhausschuhen die schmale, steile Treppe hinab zum Gästeraum. Die Rucksäcke und Wanderschuhe stellen wir im Vorraum ab, frühstücken schnell und verlassen die Hütte gegen 8 Uhr in Richtung Eissee. Die benutzten Handtücher hängen wir über die Rucksäcke, damit sie in den kommenden Stunden trocknen können.

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Blick zurück zur Eisseehütte - rechts im Bild die Zopetscharte, links daneben zunächst die Tulpspitze und dann unser Gipfel des Vortages, die Kreuzspitze

Der Weg zum Eissee ist leicht zu gehen, führt aber bei konstanter Steigung zunächst etwa 200 Höhenmeter die Kleinitzalm hinauf. Nach dieser Passage über geröllübersätes Wiesengelände erreichen wir einen kleinen Rücken und betreten eine komplett andere Landschaft.

Hierbei handelt es sich um das ehemalige Bett der Gletscher, die hier mal existiert haben, von denen nur noch das Garaneberkees vorhanden ist, dessen Reste sich südlich des Gipfels der Weißspitze befinden. Bei dem kleinen Rücken, den wir überqueren, handelt es sich um die Seitenmoräne dieser Gletscher - Schutt und Geröll, dass das Eis talabwärts transportiert und hier abgeladen bzw. zur Seite geschoben hat.

Bild vom Vortag auf das Gebiet rund um den Eissee
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Inmitten der Moräne - links im Bild ist sehr gut die nördliche Seitenmoräne zu erkennen.

Und so macht das Gelände hier einen sehr kargen Eindruck, was aber nur auf den ersten Blick zu scheint. Denn zum einen befinden sich auch hier - wie schon am Vortag auf dem Weg von der Johannishütte zur Kreuzspitze - einige Bruchstücke von Gestein, das Granate enthält. Und zum anderen versteckt sich zwischen Felsen, Geröll und vereinzelten Mooskissen immer mal wieder Edelweiß.


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Wir folgen dem stellenweise im Geröll schwer auszumachenden Weg durch eine Senke, an deren Tiefpunkt sich der Gletscherbach des Garaneberkees befindt. Zu dieser Zeit im Jahr führt dieser aber so wenig Wasser, dass er mit einem Schritt überwunden ist. Dann geht es noch ein paar wenige Höhenmeter die nördliche Seitenmoräne hinauf und wir blicken auf der anderen Seite in die Senke, in der sich eingekesselt von den steilen Wänden der blau-grüne Eissee befindet.


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Hier oben legen wir eine kurze Rast ein, machen ein paar Fotos und steigen danach die knapp 50 m zum See hinab.

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Dann folgen wir dem Pfad links vom Timmelbach, der hier zunächst über eine breite, sumpfige Ebene fließt, sich später verengt und schließlich durch steileres Gelände deutlich abfällt. Der Weg führt weiterhin wenig spektakulär parallel zum Hang und wir erreichen gegen 10.30 Uhr wieder die Eisseehütte.

Wir halten uns südlich und gehen den Venediger Höhenweg weiter in Richtung Virgental, wobei wir die ganze Zeit mehr oder weniger auf demselben Höhenniveau bleiben. Überhaupt hat dieser Abschnitt relativ wenige Höhenmeter, führt aber konstant am stellenweise sehr abschüssigen Westhang des Timmeltals entlang. Die Bächlein, die es zu überqueren gilt, sind zwar harmlos, aber frisch abgegangener Schutt erfordert an diesen Stellen Trittsicherheit, weil der Untergrund noch etwas locker ist.

Gegen 12 Uhr wendet sich der Weg nach Osten, wir umkurven oberhalb der Wallhorner Mähder die Wunwand, die mit zahlreichen Lawinensicherungen ausgestattet ist, und betreten bei perfektem Wetter einen Steig, der begleitet von Bienchen und Schmetterlingen über die steilen Grashänge oberhalb des Virgentals führt.


Was nun folgt, sind etwa 2,5 Stunden entspanntes Wandern, die durch insgesamt drei steilere und teilweise seilversicherte Aufstiege oberhalb der Wunalm, am Eselsrücken und schließlich hinauf zur Bonn-Matreier Hütte unterbrochen werden. Am Eselsrücken treffen wir auf ein sichtlich empörtes Murmeltier, das unter einem Felsen, der an dieser Stelle als Stufe dient, wohl seinen Bau zu haben scheint. Wir entschuldigen uns für die Störung, gehen schnell weiter und machen oben kurz Rast. Von hier aus sehen wir am anderen Ende der nun folgenden felsigen Passage namens Sandboden die Bonn-Matreier Hütte, die wir recht früh gegen 14.30 Uhr erreichen.



Wir hatten bei der Tourenplanung für diesen Tag als Option die Besteigung der Weißspitze am Eissee eingetragen, uns aber nach dem doch recht anstrengenden Vortag mit der Besteigung der Kreuzspitze und einer Prise zuviel Sonne dagegen entschieden.

Aus diesem Grund beziehen wir unser Nachlager, das aus einer unfassbar gemütlichen 2er-Koje direkt unterm Dachfenster besteht, und nutzen den restlichen Tag, indem wir das Wellnessprogramm der Hütte buchen: Wir gehen duschen. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, bezahlen wir 2 Euro für eine Minute warmes Wasser. Das ist natürlich viel zu kurz, um sich vollständig duschen zu können, aber fühlt sich trotzdem herrlich an.

Eine Minute lang.


Danach schlüpfen wir in unsere Hüttenklamotten und verbringen den Nachmittag bis zum Abendessen auf der Terrasse. Es wird Spaghetti Bolognese geben und auch, wenn das für viele nicht unbedingt der Inbegriff eines Festmahls ist: Es ist das, was hier oben möglich ist und es schmeckt einfach super.

Später setzen wir uns wieder auf die Terrasse, beobachten die Sonne, wie sie langsam hinter den Bergen verschwindet und gehen irgendwann nach einem wundervollen Wandertag in unsere Koje. Dort ziehen wir den Vorhang zu und schauen noch kurz durch das Dachfenster den Sternenhimmel an, bevor wir einschlafen.




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